Wenn ich „Zuhause“ höre, denke ich zuerst an Geborgenheit, an den Genuss meiner Welt, gemischt mit der von meinem Partner Luis. Eine Welt, in der man IST, ohne etwas zu zeigen. Es ist eine Zuflucht vor dem Außen. Seit meiner Kindheit bin ich sehr zu Hause, bei meinen Sachen, an einem Ort der Produktion. Die meisten meiner Fotos entstehen dort – mit den Möglichkeiten, die ich zuhause vorfinde.
Während der Pandemie war es dort sicher. Am Anfang habe ich es geliebt, alles von zu Hause aus zu tun. Davon hatte ich immer geträumt. Es war schön, die Tage in den eigenen vier Wänden zu verbringen, ohne zu wissen, was vor der Tür passiert. Mit der Zeit wurde dies aber zur Gewohnheit. Es fiel mir schließlich schwer, wieder auf die Straße zu gehen. Mir war nicht klar, welchen Schaden ich mir mit meiner exklusiven Häuslichkeit zufügte. Heute versuche ich, ein Gleichgewicht zwischen meiner Welt, dem Drinnen, und dem Draußen, der Gesellschaft, zu finden.
Das sind ziemlich intime Momente auf den Fotos. Sie stehen für den Versuch, die Stunden zu Hause mit Aktivitäten zu füllen; man muss immer etwas tun. Selbst im Bett kann man nicht einfach nur dasitzen, sondern muss sich dabei einen Film oder eine Serie anschauen.
Wie so oft in der Geschichte der Fotografie hat der Zufall auch jene Anwendung hervorgebracht, die meiner Arbeit zugrundeliegt. Die Ähnlichkeit zwischen der durch Überdrucken erzeugten fotografischen Form und den damals in der kollektiven Vorstellungskraft existierenden Gespensterbildern ausnutzend, produzierten einige Fotografen ab den 1850er Jahren zunächst Ablichtungen von „Geistern“. Das Verfahren ermöglichte es schließlich, mehrere Personen auf einem Bild zu vereinen, die niemals zusammen vor der Kamera hätten posieren können. Auf diese Weise entstandene Fotos firmierten unter dem Label „Ausgefaltetes Porträt“. Mit dem Aufkommen der Amateurfotografie in den 1880er Jahren wurde die Methode in größerem Umfang eingesetzt.1Clément Chéroux: Vernaculaires; essais d’histoire de la photographie, Cherbourg, Le Point du Jour 2015, éditions polonaise et mexicaine.